Deutscher Wohnungsmarkt sanierungsbedürftig

28. 07. 2023

Dass zwischen Theorie und Praxis Welten liegen können, zeigt einmal mehr die bundesdeutsche Wohnungspolitik. Schon lange war klar, dass der politische Traum von jährlich 400 000 neu gebauten Wohnungen längst nicht nur geplatzt ist, sondern auch zumindest mittelfristig ausgeträumt scheint.

Diese Ernüchterung untermauerte jetzt das Statistische Bundesamt mit der Meldung, das 2022 gerade einmal 295 300 Wohnungen neu gebaut wurden. Kontraproduktiv war zudem auch die Tatsache, dass 2022 12 500 vorhandene Wohnungen gewissermaßen aus dem Verkehr gezogen wurden, beispielsweise durch den Abriss von Gebäuden oder die Umwidmung von Wohn- zu Gewerbeflächen.

Das Endergebnis: Ende 2022 gab es laut Statistik im Bundesgebiet gerade einmal 0,7 Prozent, beziehungsweise 282 800 Wohnungen mehr als Ende 2021. Auch wenn die Konjunktur der Baubranche in den vergangenen Jahren durchaus zufriedenstellend war, im Zehnjahresvergleich (2012 bis 2022) vergrößerte sich trotz des großen Bedarfs der Wohnungsbestand lediglich um 6,3 Prozent oder 2,6 Millionen Wohnungen. Ob sich an der klaffenden Lücke zwischen Bedarf und Bestand mittelfristig etwas ändern wird, dürfte angesichts der aktuellen Bauflaute fraglich sein.

Deutschlandweit 22,0 Millionen Wohnungen in 3,3 Millionen Mehrfamilienhäusern

Dafür wurden die Wohnungen deutlich größer. So registrierten die Wiesbadener Statistiker für Ende 2022 eine bundesdeutsche Gesamtwohnfläche von 4 Milliarden Quadratmetern, was einem Zuwachs in den letzten 10 Jahren von 7,4 Prozent entspricht. Ein eher schwacher Trost sei lediglich die Tatsache, dass von 2012 bis 2022 Wohnungsbestand und Wohnfläche stärker wuchs als die Bevölkerung, nämlich um 4,8 Prozent auf 84,4 Millionen Menschen.

Von den 43,4 Millionen Wohnungen zum Jahresende 2022 befanden sich rund 41,9 Millionen in Wohngebäuden. Mit 52,5 Prozent, bzw. 22 Millionen Wohnungen habe sich der Großteil davon in Mehrfamilienhäusern befunden. Im Durchschnitt bestand damit jedes der deutschlandweit 3,3 Millionen Mehrfamilienhäuser aus 6,7 Wohneinheiten. Die 13 Millionen Einfamilienhäuser machten knapp ein Drittel (31 Prozent) der Wohnungen in Wohngebäuden aus. 15,2 Prozent (6,4 Millionen) der Wohnungen befanden sich in den insgesamt 3,2 Millionen Zweifamilienhäusern, weitere 1,3 Prozent in Wohnheimen.

Durchschnittswohnung Ende 2022 war ein Quadratmeter größer als Ende 2012

Die Wohnungen in Deutschland wurden in den vergangenen zehn Jahren im Durchschnitt größer: Zum Jahresende 2022 betrug die durchschnittliche Wohnfläche je Wohnung 92,2 Quadratmeter, die durchschnittliche Wohnfläche pro Kopf lag bei 47,4 Quadratmetern. Damit haben sich die Wohnfläche je Wohnung seit dem Jahr 2012 um immerhin einen Quadratmeter und die Wohnfläche je Einwohnerin und Einwohner um 1,2 Quadratmeter erhöht. Und auch die Haushaltgröße hat sich in den vergangenen 10 Jahren verändert. So hätte Ende 2022 das Verhältnis gut 1,9 Personen je Wohnung betragen, während es Ende 2012 knapp 2 Personen je Wohnung waren. (Quelle Statistischen Bundesamt)


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