Messe-Karussell: Steuler geht, Ströher kommt

23.7.2017
Allgemeine Fachmessen haben für deutsche Hersteller keramischer Fliesen häufig eine Art Joker-Funktion. Während auf deutschen Boden Händlermessen, also von Fliesengroßhändlern veranstaltete Produkt-Shows, in der Regel gesetzt sind, unterliegen Baufachmessen wie zum Beispiel die BAU in München oder die Fliesenmesse Cersaie im italienischen Bologna im Marketing-Mix der Hersteller stets strengen Wirksamkeits-Analysen.
So war die Bologneser Fliesenmesse vor allem wegen ihrer internationalen Besucherstruktur in den letzten Jahren ein stabiler Vermarktungsposten. Die BAU in München hingegen fand sich hingegen lange Jahre eher auf der Reservebank wieder. Das war allerdings in beiden Fällen nicht immer so. Vor etlichen Jahren scheuten deutsche Fliesenhersteller das grelle Licht der italienischen Messelandschaft, während keramische Produkte in München ganze Messehallen füllten. Zuletzt aber war es umgekehrt. So wandte der Dillenburger Keramikhersteller der Cersaie vor drei Jahren den Rücken zu, um sich auf der Münchener Messeveranstaltung prägnant und wegen der Abstinenz anderer Keramik-Hersteller teilweise in Alleinstellung zu präsentieren.
Für die Steuler Fliesengruppe, nach eigenen Angaben größter deutscher Hersteller, blieb die Cersaie wichtiger Posten in der öffentlichen Darstellung. Dafür wurde die BAU ersatzlos gestrichen. Während das Dillenburger Unternehmen in diesem Jahr reumütig nach Bologna zurückkehrt, hat sich Steuler dort verabschiedet und eine Anmeldung an das Münchener Messe-Management geschickt. „Wir werden bei der nächsten BAU München 2021 präsent sein“, erklärte jetzt Steuler-Chef Peter Wilson in einer aktuellen Presseinformation. Ganz anders Patrick Schneider, Geschäftsführer Ströher Gruppe: „Neben der BAU wird zukünftig die Cersaie wieder zu unserem festen Messekalender gehören“.

Peter Wilson (zum Thema der keramischen Abstinenz der Fliesenhersteller auf der Münchener Baufachmesse):
„Das ist auch eine Signalwirkung an weitere Marktbegleiter, die Präsenz der keramischen Fliesen in München – auch gegenüber alternativen Belagsmaterialien – wieder zu stärken“

Für Steuler liest sich die Begründung so: Die Cersaie sei zwar nach wie vor eine weitreichende Präsentationsplattform, aber hier würden für den deutschen Markt kaum noch Entscheidungen hinsichtlich der Lagersortimente getroffen und die entsandten Delegationen würden immer kleiner. War lange Jahr die Entscheidung „pro Bologna“ getrieben von Suche nach internationalem Publikum, scheint hier der Inlandsmarkt stärker in den Fokus zu rücken. So seien künftig „unsere Messeauftritte zunehmend von regionalem Charakter geprägt bzw. stark themenbezogen“, so Wilson.
Das ganz große Publikum wird die Produkte der Steuler Fliesengruppe dann erst wieder im Januar 2021 sehen, wenn die BAU an den Start geht. Ströher-Geschäftsführer Patrick Schneider sieht das anders: „Für den deutschen Fachhandel und international ist und bleibt die Cersaie die Leitmesse“. Ob es aber eine seiner Meinung nach gestiegene Attraktivität der Messe für Architekten und Planer tatsächlich gegeben hat, ließ sich beim Besuch der letzten Veranstaltungen in Bologna nur bedingt feststellen. Eine sichere Bank indes ist nach wie vor die hohe Internationalität. Somit sei die Cersaie „eine ideale Präsentations- und Dialogplattform unserer gesamten keramischen Produkt- und Anwendungskompetenz“, so Schneider. Weshalb sich für die seit Anfang Juli 2019 hundertprozentige Sto-Tochter in Bologna wieder interessante Perspektiven böten.

Diesen Beitrag teilen:

Diese Website benutzt Cookies, um Ihnen das beste Erlebnis zu ermöglichen. Weiterführende Informationen erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.