Nun also doch: Nachdem die Villeroy & Boch AG Anfang 2020 laut Medien-Berichten Interesse am Erwerb des Sanitärherstellers Ideal Standard bekundete, informierte das Mettlacher Unternehmen ein Jahr später im März 2021 darüber, dass keine Gespräche mehr mit dem belgischen Wettbewerber Ideal Standard Group über eine mögliche Akquisition stattfinden würden. Über die Gründe darüber wurde nichts bekannt. Man würde jedoch weiterhin das Ziel verfolgen, nachhaltig profitables Wachstum für den Konzern auch über Akquisitionen sicherzustellen.

Wie sich herausstellte, blieb jedoch weiterhin das Interesse an den Belgiern latent und mündete jetzt in Verträgen zum Erwerb aller operativen Gesellschaften der Ideal Standard Group. Durch diesen Zusammenschluss würde sich der Umsatz von Villeroy & Boch im Bereich Bad & Wellness auf 1,4 Milliarden Euro verdoppeln, so Villeroy & Boch Vorstandschef Frank Göring. Damit hätten die Mettlacher ihr Ziel erreicht, zu den europäischen Umsatz-Milliardären der Sanitärbranche aufzuschließen, zu denen aktuell bereits die Grohe AG (als Tochter der japanischen Lixil-Gruppe), Hansgrohe, Geberit oder der Spanier Roca gehören. Inklusive des Dining & Lifestyle-Geschäfts des Mettlacher Konzerns erhofft sich Göring damit eine Steigerung auf über 1,7 Milliarden Euro (im Geschäftsjahr 2022 rund 995 Millionen Euro) für den Gesamtkonzern. „Unsere komplementären Stärken steigern unsere Wettbewerbsfähigkeit und verbessern unsere Ausgangsposition für zusätzliches Wachstum deutlich“, so der V&B-Chef Göring. Der Zusammenschluss schaffe eine schlagkräftige Verbindung mit sich ergänzenden etablierten Marken- und Vertriebsstrategien: So sei Villeroy & Boch geografisch vor allem in Zentral- und Nordeuropa sowie Asien stark verankert, die Stärke von Ideal Standard würde hingegen insbesondere in UK, Italien und der Region Mittlerer Osten / Nordafrika zu finden sein. Während Villeroy & Boch vertriebsseitig vor allem auf das gehobene Privatkundengeschäft ausgerichtet ist, verfüge Ideal Standard über viel Know-how im Projekt-Geschäft, unter anderem für die öffentliche Hand, das Gesundheitswesen sowie für Entwickler großer Wohn-, Hotel- und Gewerbeimmobilien.

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"Wir zeichnen uns durch traditionsreiche, starke Marken aus und teilen ähnliche Werte."
Frank Göring, Vorstandvorsitzender Villeroy & Boch AG

Besonders wichtig dürfte für Göring aber auch die Ideal Standard-Kompetenz neben Badkeramik und anderen Produktbereichen im profitablen Armaturengeschäft der Belgier sein, das im abgelaufenen Geschäftsjahr mehr als ein Drittel des Umsatzes ausmachte. Dies insbesondere deshalb, weil Ende 2023 die langjährige Lizenzvereinbarung mit dem Armaturenhersteller Dornbracht ausläuft und V&B auf ein Armaturen Eigensortiment angewiesen ist. Wie die Zeitschrift „Wirtschaftswoche“ berichtet, soll Göring anlässlich einer Pressekonferenz in Aussicht gestellt haben: „Wir werden den Markt fluten mit Armaturen“. Inwieweit es dazu kommen wird und was der Wettbewerb dazu sagt, bleibt abzuwarten.

Es war übrigens die letzte richtungsweisende Aktion von Frank Göring, dessen Vertrag am 31. Dezember 2023 endet. Göring war seit 1997 für Villeroy & Boch tätig und wurde 2007 zum Vorstandvorsitzenden berufen. Seine Nachfolge tritt Gabi Schupp am 1. Januar 2024 an, die seit knapp fünf Jahren den Unternehmensbereich "Dining & Lifestyle" leitete.

Die Transaktion steht noch unter Vorbehalt der üblichen regulatorischen Prüfungen und Genehmigungen sowie der erfolgreichen Ablösung der von Ideal Standard International S.A ausgegebenen Anleihe über 325 Mio. Euro. Im Gegensatz zu den üblichen Pensions- und weiteren Verpflichtungen aus dem operativen Geschäft sind die Anleihe und verschiedene Finanzverbindlichkeiten nicht Bestandteil der Transaktion