5. Mai 2025

Zukunftszentrums für die Einheit und Transformation

Auch nach 35 Jahren scheint für viele das damals erklärte Ziel „Zusammenwachsen was zusammengehört“ längst nicht in der Wirklichkeit angekommen zu sein. Allein die nach wie vor in Politik und Allgemeinheit übliche Kategorisierung in „alte“ und „neue“ Bundesländer beflügelt viele Deutsche im Osten, sich nach wie vor als „Bürger zweiter Klasse“ zu fühlen. Jetzt will die Bundesrepublik 200 Millionen Euro investieren, um diesem „zwei Klassen Gefühl“ auch institutionell ein Ende zu bereiten. Mittel zum Zweck ist das „Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und Transformation“, das auf einer Empfehlung der Regierungskommission „30 Jahre Friedliche Revolution und Deutsche Einheit“ vom Dezember 2020 basiert. Es soll die Erfahrungen und Leistungen der Ostdeutschen und unter anderem die Veränderungen in Ostdeutschland seit der Wiedervereinigung sichtbar machen.

Ende April ist die Realisierung des Mammutprojekts einen großen Schritt vorangekommen. Ein Standortwettbewerb machte sich auf die Suche nach einem geeigneten Standort, den man in Halle an der Saale gefunden hat. Der 2024 ausgeschriebene internationale Architekturwettbewerb wurde Ende April 2025 entschieden. Eine Jury unter dem Vorsitz von Architektin Jórunn Ragnarsdóttir wählte die Arbeit des Planungsteams Richter Musikowski Architekten und ST raum a. Landschaftsarchitektur unter 126 internationalen Bewerbungen aus. In der Begründung der Jury heißt es: „Insgesamt überzeugt der Entwurf durch eine leicht wirkende und zugleich prägnante Formensprache, die das Zukunftszentrum als identitätsstiftenden Ort mit starker Wirkung im Stadtraum positioniert.“

„Ein einmaliger Ort braucht eine einmalige Gestaltung“
Staatsminister Carsten Schneider

Neben dem Siegerentwurf wurden auch weitere Plätze ausgezeichnet. Auf dem zweiten Platz wurde der Entwurf des Planungsteams Sturm und Wartzeck und Weihrauch+Fischer gewählt. Der dritte Platz ging an AV1 Architekten und HDK Dutt + Kist.

Geplant ist eine Nutzungsfläche des Neubaus von 14 000 Quadratmetern mit Arbeitsplätzen für bis zu 200 Personen am Verkehrsknotenpunkt Riebeckplatz. Dafür stellt der Bund rund 200 Millionen Euro für die Gesamtbaukosten bereit. Im nächsten Schritt wird die Bundesbauverwaltung Sachsen-Anhalt das Verhandlungsverfahren mit den Preisträgern durchführen. Die Finalisierung der voraussichtlichen Kosten und des Terminplans erfolgen im Nachgang. Der Baubeginn könnte danach 2028 erfolgen, die Baufertigstellung ist bis 2030 geplant, ein. gemessen an anderen bundesdeutschen Großprojekten, ein äußerst knapper Zeitplan.

„Dem Begriff Zukunftszentrum wird der Gewinnerentwurf baulich gerecht“
Elisabeth Kaiser, Parlamentarische Staatssekretärin

Ob allerdings allein die veranschlagten Baukosten wirklich die emotionalen Probleme zwischen Ost und West ausräumen können, ist bereits wenige Tage nach Bekanntgabe des Siegerentwurfs in der Fachwelt heftig umstritten. So wird auch das äußere Erscheinungsbild des Projektes als wenig „Zukunfts-trächtig“, sondern eher konventionell eingestuft. Vielmehr scheint es, als wollte sich Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen als Bauherr ein Denkmal setzen, dem allerdings das erklärte Ziel, die Manifestation des „Zusammenwachsens“, kaum anzusehen ist.

Für den Betrieb und inhaltlichen Aufbau des Zukunftszentrums ist der Beauftragte der Bundesregierung für Ostdeutschland verantwortlich. Dafür wurde die Zukunftszentrum gGmbH als Betreibergesellschaft mit dem Bund als alleinigem Gesellschafter gegründet.


Mehr Informationen: Zukunftszentrums für die Einheit und Transformation

Abbildungen: RICHTER-MUSIKOWSKI-Architekten-PartGmbB, Michael-Lindner-Berlin

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