Aus STEIN.KERAMIK.SANITÄR
Ausgabe 1.2023

Von der Spinnerei zum attraktiven Stadtquartier

Bestandsbauten als wertvolle Ressource anzuerkennen, ist eine wichtige Stellschraube in der Architektur, um den hohen Anteil der Baubranche an den weltweiten CO2-Emissionen zu verringern. Wie leerstehende Gebäude durch Revitalisierung neue Nutzungen aufnehmen können, beweist die ehemalige Baumwollspinnerei in Kolbermoor im oberbayerischen Landkreis Rosenheim eindrücklich.

Das denkmalgeschützte Objekt aus dem 19. Jahrhundert ist ein klassisches Beispiel für den Strukturwandel im urbanen Raum. Wo einst Baumwolle industriell verarbeitet wurde, ist heute auf einem über 200 000 m² großen Gelände ein eigener moderner Stadtteil mit Wohnungen, Gewerbeeinheiten, Parks und Veranstaltungsräumen entstanden.

Eine harmonische Verbindung von historischem Bestand und moderner Architektur

Das Quartier rund um die ehemalige Spinnerei zeichnet sich durch eine harmonische Verbindung von historischem Bestand und moderner Architektur sowie durch eine gelungene Mischnutzung aus. Durch die behutsame Sanierung der denkmalgeschützten Gebäude konnte der industrielle Charakter des Areals erhalten werden, während gleichzeitig die räumliche Aufteilung der Gebäude ihrer jeweiligen neuen Nutzung angepasst wurde. Die Originalsubstanz des Pförtnerhauses konnte in weiten Teilen bewahrt werden, das ehemalige Verwaltungsgebäude, dessen hohe, luftig wirkenden Räume wieder ihre ursprüngliche Gestalt haben, beherbergt heute eine Kunstakademie. Der alte Dachstuhl des Baumwollmagazins mit seinen 16 Meter überspannenden Holzbindern konnte restauriert werden.

Das ehemalige Spinnereigebäude ist heute das Herzstück des Quartiers.

Hier, wie auch im ehemaligen Batteurgebäude aus dem Jahr 1862, in dem früher die Baumwolle aufgelockert und von Verunreinigungen befreit wurde, sind Loftbüros und Ladenflächen mit eindrucksvollen Raumhöhen untergebracht. Mit einem Entladekran und einem großen Dampfkessel erinnern Kessel- und Turbinenhaus an ihre ehemalige industrielle Nutzung. Das alte Spinnereigebäude, teils in klassischer Industriearchitektur restauriert, teils durch modernere Stahlbeton-Bautechnik ergänzt, ist das Herzstück des Quartiers und bietet Platz für 42 Loftwohnungen und 23 Büro- und Praxisräume.

Neben einer Bar sind dort auch Ladengeschäfte, Büros und Arztpraxen untergebracht. Die ehemalige Energiezentrale der alten Spinnerei, bestehend aus dem Kesselhaus mit Schornstein, erinnert noch heute dank erhaltenem Entladekran und einem großen Dampfkessel an ihre industrielle Vergangenheit. Nun beherbergt das Gebäude moderne Veranstaltungsräume.

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  • Im ehemaligen Kesselhaus und Turbinenhaus befinden sich heute Veranstaltungsräume.

    Im ehemaligen Kesselhaus und Turbinenhaus befinden sich heute Veranstaltungsräume.

  • Im einstigen Batteurgebäude ist neben Ladengeschäften, Büros und Arztpraxen auch eine Bar untergebracht. (Fotos: Meike Hansen / Archimage)

    Im einstigen Batteurgebäude ist neben Ladengeschäften, Büros und Arztpraxen auch eine Bar untergebracht. (Fotos: Meike Hansen / Archimage)

  • Im ehemaligen Kesselhaus und Turbinenhaus befinden sich heute Veranstaltungsräume.

    Im ehemaligen Kesselhaus und Turbinenhaus befinden sich heute Veranstaltungsräume.

  • Mit ihren begrünten Dächern und den geschwungenen Balkonen fügen sich die Y-Häuser harmonisch in ihre Umgebung ein.

    Mit ihren begrünten Dächern und den geschwungenen Balkonen fügen sich die Y-Häuser harmonisch in ihre Umgebung ein.

  • Die sogenannten Conradty-Häuser bilden nach Norden hin den Abschluss des Quartiers.

    Die sogenannten Conradty-Häuser bilden nach Norden hin den Abschluss des Quartiers.

  • Im Inneren der Gebäude dominiert Purismus und Geradlinigkeit, so wie hier in den Sanitärräumen.

    Im Inneren der Gebäude dominiert Purismus und Geradlinigkeit, so wie hier in den Sanitärräumen.

Am Mangfallkanal ist ein modernes Stadtquartier mit Mischnutzung ist entstanden

Die Verbindung von Alt und Neu ist mit der Wiederbelebung des alten Spinnereigeländes Wirklichkeit geworden. Das Industrieareal der ehemaligen Baumwollfabrik am Mangfallkanal in Kolbermoor wurde behutsam saniert, ein modernes Stadtquartier mit Mischnutzung ist entstanden. Dennoch ist es den Planungs- und Architekturbüros Behnisch Architekten, Quest Architekten und LBGO Architekten gelungen, den industriellen Charakter und Charme der Gebäude zu erhalten. Das (vorläufig) letzte Element der Revitalisierung bildet der Spinnereihof, der modernes Wohnen mit Gewerbeflächen und industriellen Elementen verbinden wird. Die Fertigstellung der Baumaßnahme ist für das Jahr 2025 vorgesehen.

Auf dem Areal wurde zudem ein abwechslungsreiches Naherholungsgebiet, der sogenannte Spinnereipark, mit Grünflächen und Bäumen geschaffen. Westlich der alten Industriegebäude sind zwei verschiedene Typen moderner Wohnhäuser entstanden: Das Büro von Behnisch Architekten schuf hier die „Conradty-Häuser“, die nach Norden hin den Abschluss des Quartiers bilden. .

Die nach ihrer Form benannten Y-Häuser sind direkt im Park zwischen dem alten Baumbestand platziert worden

Ihre nach Süden ausgerichtete Holzfassade mit terrassiert angeordneten Glasflächen eröffnet den Blick in den angrenzenden Park. Dagegen sind die nach ihrer Form benannten Y-Häuser direkt im Park zwischen dem alten Baumbestand platziert worden, der so erhalten werden konnte. Die Lochfassade mit silbrig grauer Holzverschalung wird durch großzügige Glasflächen unterbrochen. Blickfang der Wohnhäuser sind die weißen horizontalen Bänder der geschwungenen Balkonbrüstungen. Dank der ausladenden Balkone mit ihrer raumhohen Verglasung wird das Innere des Gebäudes von drei Seiten mit natürlichem Licht durchflutet. Die in gelblich grünen Tönen gehaltenen Innenräume schaffen dabei eine ideale Verbindung zur Natur des umgebenden Parks. Ein variabler Grundriss sorgt zudem für Flexibilität und Planungsfreiheit.

Auch in den Bädern des ehemaligen Spinnerei-Areals wurde viel Wert daraufgelegt, Historie mit zeitgemäßen Elementen zu verbinden. Daher überwiegt hier ein modernes, puristisches Design. Die Waschtischarmaturen fügen sich mit ihrem geradlinigen Design und dem schlanken Armaturenkörper perfekt in das moderne Wohnambiente ein.


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