Digitale Bau-Plattform überzeugt IT-Freaks

330 Aussteller präsentierten ihre digitalen Innovationen wie hier einen mobilen Baustellenroboter.
(Foto: Messe München)

7.6.2022
Mit Pandemie üblicher Verspätung hat Anfang Juni 2022 in Köln der digitale Ableger der Münchener Baufachmesse BAU, die „DigitalBau“ zum zweiten Mal nach 2020 den Weg vom analogen zum digitalen Bauen aufgezeigt. Da hatte der mobile Baustellenroboter, der auf vier Füßen zwischen den Messeständen marschierte, fast schon Symbolcharakter. Doch noch sieht die Realität sehr viel anders aus, gleichwohl der Zuspruch zu dieser Veranstaltung vornehmlich seitens der Aussteller etwas anderes signalisiert.

Immerhin konnte der Veranstalter, die Münchener Messegesellschaft, 20 Prozent mehr Aussteller aktivieren als zur ersten Ausgabe. So wuchs denn auch die Ausstellungsfläche auf immerhin zweieinhalb Messehallen der Koelnmesse (2020: eine Messehalle). Auswirkung auf die Zahl der Messegäste hatte dies aber augenscheinlich kaum, denn die stagnierte laut Messestatistik bei 10 000, wobei auch der Auslandsanteil deutlich geringer ausfiel. Nun mag man spekulieren, ob dies an der zwei Jahre lang geübten Präsenz-Abstinenz gelegen haben könnte. Wahrscheinlicher aber dürfte die Tatsache sein, dass sich die Anbieter (IT-Anbieter ebenso wie die Bauindustrie) sehr viel engagierter um das Thema Digitalisierung kümmern, als die Bauschaffenden selbst. Expertenwissen, wie auf den Messeständen der Digitalbau zuhauf präsentiert, scheint trotz Notwendigkeit längst nicht mit dem Bau-Alltag synchron zu sein.

Die Digitalisierung bringt nach wie vor große Chancen und Herausforderungen für das Bauwesen mit sich.

Prof. Dr.-Ing. Joaquín Díaz, Vorstandsvorsitzender des Bundesverband Bausoftware (BVBS)

Zwar berge die Digitalisierung nach wie vor große Chancen und Herausforderungen für das Bauwesen, da sich die Bereiche Planung, Umsetzung und Betrieb dadurch immer durchgängiger verzahnen, so die Einschätzung von Prof. Dr.-Ing. Joaquín Díaz, Vorstandsvorsitzender des Bundesverband Bausoftware (BVBS). Tatsache aber ist offensichtlich, dass die Zahl derer, die in der Praxis diese Chancen eher als nicht unbedingt erforderliche Herausforderung sehen, überwiegt. Deutlich spürbar scheint dies im Umgang mit BIM zu sein, dass viele immer noch als Software einstufen und nicht als probaten Weg zum rationellen Bauen und zur Bauschaden-Reduzierung. Hier gibt noch viel Aufklärungs- und Handlungsbedarf, zumal in einer Mainstream-Bausparte wie dem Wohnungsbau sowie dem Ein- und Zweifamilienhausbau.

Die Baubranche war froh, sich nach mehr als zwei Jahren wieder persönlich austauschen zu können. (Foto: Messe München)

Fraglich ist es unter diesen Voraussetzungen, ob es eine zweckdienliche Entscheidung ist, das digitale Messethema ab 2023 künftig jährlich zu veranstalten, was nach Einschätzung von Otto Nowack, Projektleiter der „digitalBAU“ dem engen Innovationszyklus für digitale Lösungen in der Baubranche Rechnung tragen soll. So soll sie das nächste Mal als „digitalBAU Conference“ mit begleitender Ausstellung vom 4. bis 6. Juli 2023 in München, dann wieder im Februar 2024 in Köln stattfinden. Die Überlegung, die Messe in die reguläre Münchener Baufachmesse BAU (17.–22. April 2023) einzubinden, um auch einem damit sehr viel größeren Kreis von Bauschaffenden, denen der Besuch einer solchen Spezialmesse zu aufwändig ist, den digitalen Zugang zu vermitteln, scheint bei den Messeveranstaltern wenig Zuspruch zu finden.

Für uns war es wunderbar, auf der digitalBAU Kundinnen und Kunden wieder persönlich treffen zu können.

Yves Padrines, CEO der Nemetschek Group

Das könnte auch einige Schwachstellen der diesjährigen „digitalBAU“ beheben. So litt die Messe nicht nur an einer gewissen Unübersichtlichkeit und Abgrenzung der Ausstellungsbereiche (Digitale Baustelle/BIM, Digitale Städteplanung, Smart Building, Künstliche Intelligenz und Robotik). Auch die fünf Foren, auf denen die 180 Redner Expertenwissen zum Besten gaben und aktuelle Entwicklungen und Branchentrends diskutierten, waren so „nahtlos“ in das allgemeine Messegeschehen integriert, dass konzentriertes Zuhören und Verständigung nur eingeschränkt möglich waren. Selbst wenn es galt, den Zugang zu Foren damit allen Messegästen zu öffnen, das „Durcheinander“ war wenig zielführend. Ein professioneller Messeveranstalter sollte hierfür bessere Lösungen parat haben. Zumindest haben das vergleichbare Veranstaltungen bereits bewiesen.

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