Dornbracht und die Weichenstellung Richtung Zukunft
Der 1950 gegründete Iserlohner Armaturenhersteller Dornbracht stellt sich strategisch neu auf. So soll aus der Aloys F. Dornbracht GmbH & Co. KG die Dornbracht AG & Co. KG werden. Verbunden ist dieser Paradigmenwechsel mit neuen Eigentumsverhältnissen und einem Führungswechsel. Mit der finanziellen Beteiligung der Dortmunder Unternehmerfamilie Knauf als strategischer Investor und Mehrheitseigner will Dornbracht die Weichen für den Ausbau seiner Wettbewerbsfähigkeit im globalen Markt und seine Position als internationaler Designführer der Sanitärbranche stärken.
Wie es in der aktuellen Meldung vom 29. September 2020 heißt, sei die Transaktion so gut wie abgeschlossen. Winfried Tillmann, Sprecher des Family Offices der Familie Knauf, betonte, stehe das Engagement von Knauf unter der Prämisse, als langfristig agierender Investor und zukünftiger Mitgesellschafter das nachhaltige und beschleunigte Wachstum des Unternehmens zu sichern.
Die Dortmunder Unternehmerfamilie Knauf, die nach eigenen Angaben mit dem Iphovener Gips-Imperium Knauf nur als eine der Gesellschafterfamilien verbunden ist und betont, dass das Dornbracht-Engagement nicht über eben diese Gebr. Knauf KG erfolgt, will Dornbracht vor allem international zukunftsfähig machen. Richten soll es Stefan Gesing (42) als künftiger Vorstandsvorsitzenden, der die Brüder Andreas und Matthias Dornbracht an der Unternehmensspitze beerbet. Während Andreas Dornbracht seine Anteile verkauft und ausscheidet, bleibt Matthias Dornbracht mit seiner Familie Hauptgesellschafter und wechselt in den Aufsichtsratsvorsitz der neuen AG. Außerdem bleibt die Gründerfamilie mit Alexander Dornbracht (34) und Konstantin Dornbracht (33) in vierter Generation im Unternehmen vertreten.
Für Stefan Gesing sind Armaturen nichts Neues. Schließlich war er zuletzt CFO und Mitglied des Vorstands des Dornbracht-Wettbewerbers Grohe AG und davor CFO von Thyssenkrupp Industrial Solutions. Er übernimmt in Iserlohn keine leichte Aufgabe. So wissen Insider, dass der Glanz des Familienunternehmens in den letzten Jahren deutliche Kratzer bekommen hat. Die zweifellos unbestreitbaren Design-Ikonen, die Dornbracht zu einer festen Größe in der sanitären Luxus-Badgestaltung machten, gerieten in den Schatten unternehmerischer Probleme, die das Unternehmen immer deutlicher von der Marktentwicklung abkoppelten. Dazu gehörte nicht nur die vor gut 10 Jahren von einem benachbarte Chemie-Unternehmen ausgelöste Brandkatastrophe, die große Teile der Produktion zerstörte. Auch die 2017 vom Europäischen Gerichtshof verhängte Millionenstrafe wegen der Mitgliedschaft in einem „Badezimmerkartells“ konnte das Unternehmen in einem Markt, der von hartem Wettbewerb geprägt ist, schwerlich abfedern, zumal man sich sehr früh auf Designerentwürfe und in eine Luxusnische zurückgezogen hatte. Insofern musste schon vor der Corona-Pandemie unter anderem mit Kurzarbeit kräftig gegengesteuert werden.
Gesing wird also reichlich Aufbauarbeit leisten müssen, wobei die Gründerfamilie hofft, dass dabei nicht allzu viel von der DNA des Familienunternehmens verloren geht und „unternehmerische Eigenständigkeit“ gewahrt bleibt. Die Dornbracht Gruppe, zu der auch Sanitärhersteller Alape GmbH in Goslar gehört, beschäftigt weltweit gut 1 000 Mitarbeiter und ist in 125 Märkten aktiv.