03. Februar 2025

Eine Branchenmesse als Konjunkturmotor?

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Es hat bisher wohl kaum eine (Fach-)Messe gegeben, die ihren Schlussbericht mit wohlfeilen Superlativen geschmückt hat. Und es wird wohl auch künftig keine geben. Auch Aussteller halten sich diesbezüglich in ihren Nachberichten nicht zurück. Da ist von „hervorragende Resonanz“ die Rede, von „sehr zufriedenem Fazit“ oder einem „erfolgreichen Messeauftritt“.

Jüngstes Beispiel ist die Branchenmesse BAU 2025 in München, die am 17. Januar zu Ende ging. In der Chronik der Messelandschaft nimmt sie eine besondere Rolle ein. Denn kaum jemals wurde gerade dieser Veranstaltung, die sich gern als Weltleitmesse bezeichnet, mit sehr viel Skepsis entgegengesehen. Geschuldet war dies dem bekannt prekären Konjunkturumfeld der deutschen Baubranche. Nicht wenige Unternehmen haben ihr meist wegen der damit verbundenen hohen Kosten den Rücken gekehrt und nach alternativen Marketing-Ideen gesucht, darunter auch Marktführer, die einer Messe wie jener in München in der Vergangenheit einen Stempel aufgedrückt haben. Mitunter war gar die Frage zu hören, ob die Veranstaltung dann überhaupt noch repräsentativ für die Branche sei.

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Auch wenn die Bilanzen mancher Aussteller zu wünschen lassen, bei der Messestand-Gestaltung wurde vielfach nicht gespart. Dennoch war die Opulenz vergangener Veranstaltungen in diesem Jahr insgesamt etwas zurückhaltender.(Foto: Messe München)

Trotz allem bilanzieren die Münchener Veranstalter einen Rückgang von nur 30 Ausstellern gegenüber der Veranstaltung im April 2023 (2 230 gegenüber 2 260 vor zwei Jahren). Dennoch sei das Gelände der Messe München komplett ausgebucht gewesen, was die Messegesellschaft sicher zufrieden zur Kenntnis genommen haben dürfte. Bemerkenswert war in diesem Zusammenhang, dass das internationale Interesse offensichtlich zugenommen hat. 58 Länder gaben sich laut Schlussbericht der Veranstalter in München-Riem ein Stelldichein (2023: 49 Länder). Neben der Anzahl der teilnehmenden Länder hätte auch der internationale Anteil der Aussteller mit 52 Prozent einen neuen Spitzenwert erreicht. Und der Besuch? Trotz Verkürzung um einen Messetag zählten die Messe-Statistiker „deutlich über 180 000 Besucherinnen und Besucher“ (2023: 190 000).

" Die BAU gibt gerade in dieser Zeit Mut und Zuversicht"
Messe München Geschäftsführer Dr. Reinhard Pfeiffer

Für die Messe Grund genug, ihre wirtschaftspolitische Rolle zu betonen: Die BAU habe im aktuellen wirtschaftlich schwierigem Umfeld Stärke beweisen und dem Bauwesen Zuversicht vermittelt. „Die BAU gibt gerade in dieser Zeit Mut und Zuversicht“ bilanziert denn auch Messe München Geschäftsführer Dr. Reinhard Pfeiffer. Auch Dieter Schäfer, Fachbeiratsvorsitzender der BAU und Vorstand der Deutschen Steinzeug, zieht ein positives Fazit: „Die BAU 2025 war ein starkes Zeichen für die Bauwirtschaft“. Die Messe habe neue Impulse gesetzt und den Austausch gestärkt, der für nachhaltiges Wachstum und Fortschritt entscheidend sei. Das ist ja durchaus ein Signal. Davon, ob das im Jahr 2025 spürbar werde, sind allerdings nicht alle überzeugt. Zuständig für das lebendig halten der Messe-Impulse sind schließlich bei allem Selbstbewusstsein der Münchener Veranstalter nicht zuletzt die Entscheidungen im Berliner Regierungsviertel.

Bei der Standgestaltung haben sich die Designer viel Mühe gegeben und hübsche Details geschaffen, wie hier zum Beispiel auf den Messeständen der Firmen Dallmer (rechts) und Schlüter-System (Fotos: Messe München)

Aber selbst Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes des Deutschen Baugewerbes (ZDB), in bauwirtschaftlichen Alltag eher Pessimist vom Dienst, war voll des Lobes: „Mit den Leitthemen Transformation, Zukunft des Wohnens sowie Ressourcen- und Klimaschutz setzt die BAU 2025 erneut wegweisende Impulse für die Zukunft des Bauens“. Diesbezüglich hat man sich in München viel Mühe gegeben. So standen im Mittelpunkt der BAU 2025 die Leitthemen „resilientes, klimagerechtes Bauen“, „Transformation Stadt/Land/Quartier“, „Ressourceneffizienz“, „modular, seriell, produktiv“ sowie „wirtschaftlich Bauen“.

"Trotz herausfordernder Rahmenbedingungen zeigt die Branche mit Innovation, Veränderung und Tatkraft ihre Zukunftsfähigkeit."
Dieter Schäfer, Fachbeiratsvorsitzender der BAU

In wie weit die Aussteller diesen Themen gerecht wurden, war nur recht schwer zu erkennen. Immerhin glaubte Andrea Gebhard, Präsidentin der Bundesarchitektenkammer, von innovativen Baustoffen über digitale Planungsprozesse bis hin zu integrativen Ansätzen für den urbanen Raum durchaus Ansätze für eine erfolgreichen Zukunft des Bauens entdeckt zu haben. Die Vielfalt und Qualität der präsentierten Ansätze sei beeindruckend gewesen, zitiert sie der Messe-Nachbericht. Allerdings, so Gebhard, müsse das „angesichts ihrer gesellschaftsgestaltenden Relevanz auch weiterhin eine starke bundespolitische Unterstützung erfahren.“

Gleichgültig mit welcher Messebilanz die Aussteller nach Hause gefahren sind, eines wurde deutlich: Messen dieser oder ähnlicher Art sind entgegen zahlreicher Kassandrarufe keineswegs Auslaufmodelle, die digitaler Kommunikation den Platz frei machen müssen. Nach den pandemischen Kontaktbeschränkungen der letzten Jahre und den oft verzweifelten Anstrengungen, digitales Miteinander zu forcieren, war das personifizierte Miteinander ein wichtiger Lichtblick dieser Veranstaltung mit einer positiven Stimmung. Inzwischen sind alle wieder in den Alltag zurückgekehrt. Vielleicht bleibt ja etwas von dieser positiven Stimmung erhalten.

Die nächste BAU findet von 11. bis 15. Januar 2027 in München statt. Bereits 2026 (24. bis 26. März) präsentiert die „digitalBAU“ in Köln Lösungen und Produkte aus dem Bereich Bausoftware.


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