21. Mai 2024

Wenn ein Pissoir zum Kunstwerk wird

Mit seinem Urinal-Kunstwerk "Nicht Ärgern, nur wundern" parodiert der deutsche Plastiker, Graphiker und Videokünstler Marcel Walldorf das männliche Verhalten im Toilettenraum. © Robert Schittko

© Robert Schittko

Marcel Walldorf könnte man durchaus als „Enfant terrible“ der deutschen Kunstszene bezeichnen. Der 1983 geborenen Plastiker, Graphiker und Videokünstler ist gewissermaßen die gelebte Provokation. Viele seiner Plastiken haben in den letzten Jahren für manchen entsetzten Aufschrei der Kritiker gesorgt. In Erinnerung geblieben ist manchem seine Plastik „Petra“, eine aus Kunststoff, Silikon, Textil und Stahl modellierte Figur, die eine Polizistin in voller Schutzkleidung, die in Hockhaltung mit entblößtem Unterleib auf den Boden uriniert.
Aber auch eigene Provokationen spalteten das Publikum. So kletterte er Anfang August 2011 in Dresden betrunken auf das historische Standbild August des Starken auf dem Neumarkt und schlug dem steinernen Löwenkopf alle vier Eckzähne aus. Jetzt hat sich Walldorf in die Sanitär-Szene begeben. Mit seinem Kunstwerk „Nicht Ärgern, nur wundern“ parodiert der Künstler das Verhalten im Toilettenraum und setzt sich mit dem heimlichen Wettstreit zwischen Männern auseinander. Im Mittelpunkt der 200 x 130 x 50 cm großen Arbeit stehen zwei Urinale des Badherstellers Duravit AG (Modell „Neiße“), die das Thema symbolisieren. Aus ihnen ragen kunstvoll gestaltete Hundeköpfe heraus, die den Betrachter zur Auseinandersetzung mit den Themen Männlichkeit und Patriarchat einladen sollen.
Premiere hatte das Werke Mitte April in der Leipziger Kunsthalle Ost. Wer es im Original betrachten möchte, muss sich nach Mailand begeben. Dort ist in der Galerie Lusvardi noch bis zum 15. Juni 2024 zu sehen.


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