8.2.2017
Wer lange duscht, verbraucht viel Wasser und Energie. Ausgiebige Duscher wissen aber meist gar nicht, in welchem Ausmaß sie der Umwelt schaden. Zeigt dagegen ein Messsystem den aktuellen Verbrauch an, führt das sofort zu mehr Effizienz. Die auf dem Display verfügbaren Verbrauchsinformationen sind Anreiz genug, den Wasser- und Energieverbrauch beim Duschen im Schnitt um 22 Prozent zu senken. Das zeigt eine Studie der Universitäten Bamberg und Bonn sowie der ETH Zürich.
Viele Verbraucher wollen die natürlichen Ressourcen schonen, verlieren das Ziel aber im Alltag aus den Augen, beispielsweise beim Duschen. „Die meisten Menschen haben nur eine sehr vage Vorstellung davon, wie energieintensiv Duschen ist“, sagt Prof. Dr. Lorenz Götte vom Institut für Angewandte Mikroökonomik der Universität Bonn, der zuvor in Lausanne geforscht und gelehrt hat.
„Viele Leute denken beim Thema Energiesparen an Lichtausschalten und sparsamere Kühlschränke. Dabei verbraucht der durchschnittliche Haushalt in Deutschland und der Schweiz fünfeinhalb Mal so viel Energie beim Duschen wie für die gesamte Beleuchtung und viermal so viel wie für Kühl- und Gefrierschrank zusammen“, sagt Dr. Verena Tiefenbeck, die an der Universität Bonn und an der ETH Zürich forscht. Wegen der Energieintensität der Warmwasserbereitung und des bisher noch nicht ausgeschöpften Einsparpotentials lasse sich hier noch sehr viel erreichen, ergänzt Prof. Dr. Thorsten Staake, Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftsinformatik, an der Universität Bamberg. „Die Dusche ist ein idealer Ansatzpunkt, denn hier benötigt ein Haushalt mehr als zwei Drittel des Warmwassers.“
Auf welche Weise lässt sich beim Duschen am meisten Energie sparen? In mehreren Experimenten erhielten insgesamt 700 Ein- und Zweipersonenhaushalte in der Schweiz vom Elektrizitätswerk der Stadt Zürich (ewz) intelligente Systeme zur Messung ihres Energie- und Wasserverbrauchs beim Duschen.
Die Messgeräte wurden unterhalb des Duschkopfs montiert. Darauf lassen sich in Echtzeit der Wasserverbrauch, die Wassertemperatur und der Energieverbrauch ablesen. „Diese smarten Systeme vermitteln den Handelnden eine unmittelbare Rückmeldung zu den Folgen des eigenen Duschverhaltens“, berichtet Prof. Staake. Rund zwei Monate zeichneten die Messgeräte das Duschverhalten der Probanden auf. Ein zufällig ausgewählter Teil der Probanden konnte dabei live auf der Anzeige mitverfolgen, wie viel Energie und Wasser sie seit Beginn ihrer Dusche schon verbraucht haben, während anderen Teilnehmern diese Information nicht angezeigt wurde.
Erhielten die Testpersonen eine sofortige Rückmeldung, sanken die Energieverbräuche beim Duschen im Schnitt um 22 Prozent. Bei ausgiebigen Duschern konnte die Einsparung sogar fast 30 Prozent betragen. In einer weiteren Untersuchung testeten die Forscher, ob es zu zusätzlichem Sparverhalten führt, wenn die Testpersonen im Nachhinein eine Rückmeldung zu den zurückliegenden Verbräuchen bekamen. „Diese nachträglichen Informationen brachten so gut wie keinen zusätzlichen Effekt“, so Dr. Verena Tiefenbeck.